FRaNz das Pferd

About

FRaNz das Pferd – Neue Arbeiten von Bruno Kuhlmann
in der Galerie arToxin 18.9. – 19.10.2025

Bruno Kuhlmann entwickelt mit seinem aktuellen Ausstellungsprojekt „FRaNz das Pferd“ einen vielschichtigen Reflexionsraum, der zwischen gegensätzlichen Polen hin- und herpendelt. Idealistische Vorstellungen von einer heilen Welt treffen auf die Folgen von Krieg, Unterdrückung und Gewalt.

Wie in seinen früheren Werkserien bezieht Kuhlmann sich auch mit seinen neuen Arbeiten auf die klassische Moderne, insbesondere auf den „Blauen Reiter“, der Künstlergruppe, die gemeinsam mit „Der Brücke“ unseren Blick auf die Kunst des beginnenden 20.Jahrhunderts prägt.

Pferdemotive von Franz Marc, die eine friedfertige Welt wiedergeben, werden in Gemälden, Papierarbeiten und Drucken aufgegriffen, aber auch der unverwechselbare und ikonische Pferdekopf aus dem Gemälde ‚Guernica‘ von Pablo Picasso findet sich wieder.

Ein Videoloop zeigt zunächst elysische Landschaften, bevölkert von Pferden. Doch innerhalb von acht Minuten kippt die Szenerie: Die Idylle weicht einer verstörenden, kriegsversehrten Welt. Dieser Wandel zieht sich als roter Faden durch die gesamte Ausstellung.

In den beiden vorderen Räumen der Galerie sind schematisch 2 Hürden wie für das Springreiten an die Wände gemalt. Die Gemälde sind wie Kommentare darauf appliziert und andere sind nicht wie herkömmlich an den Wänden präsentiert, sondern auf Holzböcke montiert in den Raum hineingestellt. Sie verpflichten die Betrachter*innen sich zu bestimmten Stellen und Stationen hinzubewegen und zu orientieren, einem Parcours ähnlich.

Vor einer der gemalten Hürden liegt auf einem Wandbord Die Pferdekladde, ein Buch mit kleinformatigen Papierarbeiten, Skizzen und Gedankensplittern. Diese Fragmente zeigen Kuhlmanns Annäherung an das Thema – spontan, roh, suchend. Kritzeleien auf Reststücken aus der Leinwandproduktion treten in einen malerischen Dialog und bilden das Ausgangsmaterial für spätere Werke.

Die Ausstellung inszeniert ein Environment – eine Arena, in der das Pferdchen über das Stöckchen springen muss. Ein ironischer Verweis auf das Springreiten, das voreinst einmal der Ertüchtigung für den Kriegsfall diente. Die Bändigung und Zähmung, der Umgang mit Pferden hat die Menschheit schon immer und ganz selbstverständlich begleitet.  Auch für den Kriegsteilnehmer Franz Marc als Vizefeldwebel, Unteroffizier und Leutnant ist das eine ganz alltägliche Praxis gewesen. Diese Dienstbarkeit und unbedingte Unterwerfung standen jedoch so konträr zu seiner eigenen Sehnsucht nach einer paradiesischen Welt und einer gewissen Unschuld. Er, der diese friedlichen Bilder von Rehen, Tigern und besonders Pferden malte, sprach selbst von der reinigenden Kraft des Krieges und von dem großen Vaterland. Und am Ende ist er an der Hürde, die ihm der damalige Zeitgeist vor ihm aufgebaut hat, umgekommen. Seine Briefe reflektieren seinen sich ändernden Gesinnungswandel, aber zu spät.

Im hinteren Bereich der Galerie zeigt Kuhlmann eine Serie von elf Digitaldrucken – vergrößerte Fotografien von Papierarbeiten, einfach mit Nadeln an die Wand gepinnt. Die Reproduktion hebt die Werke aus ihrer handgemachten Dinglichkeit heraus und verweist auf unsere heutigen Sehgewohnheiten, denn im Original sehen Viele die Kunst kaum mehr. Kunst begegnet uns oft nur noch als Abbildung – auf Postkarten und Plakaten als schöne Erinnerung, die wir mit nach Hause nehmen.  

So schließt sich der Kreis dieser Ausstellung: Sie verweist auf die verheerenden Ereignisse des 20. Jahrhunderts und entlarvt romantisierende Irrtümer und sind eine Mahnung. FRaNz das Pferd ist kein nostalgischer Rückblick, sondern ein kritischer Parcours durch Geschichte, Kunst und Erinnerung.

Works

News

Publications

Enquiry