KIPPMOMENT
Der gewählte Ausstellungstitel steht für den stillen, bewegungslosen Moment, in dem alles in der Schwebe zu sein scheint, in dem der Übergang von einem Zustand in den anderen stattfindet. Es ist der Moment, in dem eine Illusion erkannt wird, in dem aber auch ein Verweilen in der Illusion möglich ist.
Ein schwarzes Rechteck, das die Proportionen des Durchgangs zwischen den beiden Ausstellungsräumen der Galerie arToxin wiedergibt, kippt als Parallelogramm weg. Diese Bewegung wird durch weitere Farbflächen im Raum verstärkt und erzeugt eine subtile Dynamik. Das Parallelogramm bildet die Bühne für ein Bild, das die dunkle, für uns nicht sichtbare Rückseite unseres Mondes zeigt. Dem Mond gegenüber schweben zerknitterte Papiere im violetten Raum. Die Papiere scheinen aus Liebe zu Form und Farbe zerknüllt worden zu sein. Die roh gelassene Leinwand ist Teil des gemalten Papierobjekts. Die beiden Bilder zeigen nur scheinbar eine Mutation. Es ist auch eine Spiegelung. Daneben kann ein Wendebild auch umgekehrt aufgehängt werden und Geschirr aus der Meißener Porzellanmanufaktur und verschiedenfarbige Kristallgläser stapeln sich entweder auf einer Kuchenplatte oder einer Tasse. Das Ganze könnte wie ein Kartenhaus einstürzen und etwas Besonderes zerbrechen. Andere Bilder zeigen Welten, die sich zwischen Realität und Fiktion bewegen. Je nach Gemütslage vermeint man auf lila Grund eine Gartenlaube oder einen Vogelkäfig zu erkennen. Futuristische Gebäude sind malerisch an einen anderen Ort versetzt oder neu kombiniert und wirken wie Welten auf fremden Planeten. Technische Apparaturen erscheinen surreal. Meine Bilder haben den Charakter von Visionen, die mit dem inneren Auge gesehen werden und Betrachter*innen in ihre eigene Vorstellungswelt führen. Es geht um den Kippmoment zwischen innerer und äußerer Realität.
Mich interessiert die Frage, was unsere Wirklichkeit ausmacht. Meine Arbeiten konfrontieren Betrachter*innen mit ihren eigenen Sehgewohnheiten und Wahrnehmungen. Ich bewege mich mit meiner Malerei über das klassische Bildrechteck hinaus in den Raum. Fotografien von Wandmalereien erscheinen wie Grafiken und das traditionelle, malerische Mittel des Trompe-l’CEil kommt auf unbekannte Weise wieder ins Spiel oder fotografierte Gräser können als Pinselstriche betrachtet werden. Im Ausstellungskontext werden Leinwandbilder, obwohl jedes auch für sich stehen kann, in Wandmalereien integriert und so in einen Kontext außerhalb des Bildes gestellt. Ein Bild kann, dem klassischen Bildgedanken folgend, ein Fenster in eine andere Welt sein, es kann aber auch dazu dienen, die Wahrnehmung unserer Umgebung zu verändern.
Caroline Krause 2025
CAROLINE KRAUSE
Lebt und arbeitet in Frankfurt/Main.
1993 – 2000 Staatliche Hochschule für Bildende Künste, Städelschule, Frankfurt/Main, Studium der freien
Malerei bei Prof. Christa Näher, Meisterschülerin
1986 – 1992 Architekturstudium, Technische Universität München, Dipl.-Ing. Univ.
1997 Parsons School of Design, NYC
1992/93 Chelsea College of Art and Design, London
Stipendien | Preise (Auswahl)
2022 Neustart Kultur Stipendium (2. Auflage), Stiftung Kunstfonds, Bonn
2020 Arbeits-, Brücken,- und Projektstipendium, Hessische Kulturstiftung, Wiesbaden
2006/07 Atelierstipendium Paris, Hessische Kulturstiftung, Wiesbaden
2004 Jahreskunstpreis, Künstlerhilfe e.V., Frankfurt/Main
2001/02 Arbeitsstipendium, Hessische Kultur GmbH, Wiesbaden
2000 A.T. Kearney Art Award, Frankfurt/Main
Kunst im öffentlichen Raum
2016 Raumgemälde, Wandmalerei, Malerei auf Aluminiumplatten, Leuchtläche, Neubau des Medizinischen
Forschungszentrums der Justus-Liebig-Universität, Gießen
2003 Wandbilder im großen Sitzungssaal, Oberfinanzdirektion, Frankfurt/Main (Adickesallee)
2000 Deutsche Architektur, Wandmalereien im Scharounatelier und Neubau, Gebäude des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (damals Bundesministerium für Bildung und
Forschung), Berlin
2000 Listmannpassage, Deckenbild, Innenstadt Mainz
Ausstellungen mit temporärer Wandmalerei
2024 SPIEGELSPIEL, mit Corinna Mayer, Galerie FOE, München
2023 TWOFOLD, Galerie Perpétuel, Frankfurt/Main E
2022 Wir treffen uns beim Malen, Caroline Krause & Jutta Obenhuber, Heussenstamm. Raum für Kunst
und Stadt, Frankfurt/Main
2020 Alles gemalt, Projektraum Atelierfrankfurt, Frankfurt/Main
2012 Ende gut alles gut, Kunstverein Familie Montez, Frankfurt/Main
2012 Kunst in Frankfurt VI, CROSSOVER, Ausstellungshalle, Frankfurt/Main
2011 Neonschein, Neuer Kunstverein, Gießen E
2011 Opfer des Frühlings, Orgelfabrik, Karlsruhe
2006 dunkle Bereiche vergrößern, Ausstellungsraum Gartenstraße, Frankfurt/Main E
2002 Garage 30, Frankfurt/Main E
2001 dontmiss, Frankfurt/Main E
2002 02 02 2002, Architekturbüro Macarie / O’Looney / Davidkov / Funke / Oberleitner, Frankfurt/Main
2001 gilt, Kunstraum B/2, Leipzig
2001 Das Malwerk und das Schöne, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt/Main
2000 no.site.specific., transit project space, London
1996 Kiesstraße, rraum Meike Behm, Frankfurt/Main E
Ausstellungen (Auswahl)
2023 MISSTORY, Kunstverein Familie Montez, Frankfurt/Main
2021 Lockdown. Kunst und Krise Teil 2, Heussenstamm. Raum für Kunst und Stadt, Frankfurt/Main
2018 GEOMETRIESEGMENTE, LANDSCHAFTSFRAGMENTE. Im Teil versteckte Vollständigkeit,
CarolineKrause & Jutta Obenhuber, frauen museum, Wiesbaden
2019 Kunst ist Sprache, Galerie Falkenstern Fine Art, Kampen
2018 Painting XXL – MNW meets Frankfurt/Main / Malerinnennetzwerk Berlin/Leipzig & Frankfurter
Gastkünstlerinnen, Galerie Leuenroth & Ausstellungshalle, Frankfurt/Main
2014 Kanzel 2x, Weißfrauen Diakoniekirche, Frankfurt/Main E
2014/15 MACHT, prevent.on, Frankfurt/Main
2013/14 MONTEZ IM EXIL. Wurzeln weit mehr Aufmerksamkeit widmen # 1–8, Kunstverein Familie Montez, Frankfurt/Main / verschiedene Ausstellungsorte von Berlin bis Weimar
2011 HAUS UND WAGEN, Caroline Krause & Marko Lehanka, Oberfinanzdirektion, Frankfurt/Main
2010 transzendent, Römer 9, Evangelische Stadtakademie, Frankfurt/Main
2008 Coco Island, Projektraum Atelierfrankfurt, Frankfurt/Main E
2007 Deutsche Structured Finance, Frankfurt/Main E
2007 Contour de Lumière, Cité Internationale des Arts, Paris E
2006 die Reihenfolge ist bald die eine, bald die andere in den nebeneinander liegenden Körnchen, Galerie Perpétuel, Frankfurt/Main E
2007 It takes something to make something – Die Sammlung Rausch, Portikus, Frankfurt/Main
2007 unheimlich, Galerie Heimspiel, Frankfurt/Main
2006 beton wurst und andere teamgeister, after the butcher, Berlin
2003 Bilder, 1822-Forum der Frankfurter Sparkasse, Frankfurt/Main E
2000 Young Art Frankfurt, organisiert durch New Visions, Glasgow
1999 Doppel, A.T. Kearney, Frankfurt/Main E
1999 Ausdruck und Sinnbild, Phantombüro, Frankfurt/Main
1998 I – 20, Caroline Krause & Haegue Yang, Projektraum, Konstantin Adamopoulos, Frankfurt/Main
1998 Stuttgart, 17.7.1956 – Salem (Wis.) / USA, 3.3.1977, Portikus, Frankfurt/Main
1997 brief encounters, Parsons Fine Arts Gallery, New York
E = Einzelausstellung
Öffentliche Sammlungen
Oberfinanzdirektion, Frankfurt/Main | Deutsche Structured Finance, Frankfurt/Main (aufgelöst) | Volksbank,
Frankfurt/Main | Sammlung Main-Taunus-Kreis, Hofheim | A.T. Kearney, Frankfurt/Main
CAROLINE KRAUSE
Lebt und arbeitet in Frankfurt/Main.
1993 – 2000 Staatliche Hochschule für Bildende Künste, Städelschule, Frankfurt/Main, Studium der freien Malerei bei Prof. Christa Näher, Meisterschülerin
1986 – 1992 Architekturstudium, Technische Universität München, Abschluß als Dipl.-Ing. Univ.
1997 Parsons School of Design, NYC
1992/93 Chelsea College of Art and Design, London