Julia Smirnova – Between the Folded Horizons
Analoge Fotografie, Installation, Objekt
Die Galerie Artoxin freut sich, mit der Einzelausstellung „Between the Folded Horizons“ aktuelle Arbeiten der Künstlerin Julia Smirnova zu präsentieren. Die gezeigten Fotografien, Drahtskulpturen, Zeichnungen, sowie eine raumfüllende multimediale Installation hinterfragen gängige Wahrnehmungsprinzipien und lassen die Besucher in eine Welt eintauchen, in der sich Räume, Orte und Erfahrungen entfalten und wandeln. Seit 2023 entwickelt Julia Smirnova ortsspezifische Installationen, die besonders das Verhältnis von Mensch und Natur erforschen. Ihre Arbeitsweise folgt dabei einem prozessorientierten Ansatz und ist geprägt von physischem Einsatz, Geduld und Präzision sowie der Auseinandersetzung mit Wahrnehmung im Zusammenspiel von Realität und Illusion.
Ein Fokus der Ausstellung liegt auf einer Reihe von kleinformatigen quadratischen Fotografien, die Momentaufnahmen aus verschiedenen Städten zeigen und in den letzten vier Jahren entstanden sind. Die menschenleeren Szenerien verweisen auf die Spuren der Bewohner im Stadtraum und wirken wie eine verblasste Reminiszenz ihrer Anwesenheit. Oft sind es die unscheinbaren, stimmungsvollen Eigenheiten der Orte, die das Interesse von Julia Smirnova wecken. Das Übersehene, das Dazwischen öffnet sich ihrem Blick und schult und hinterfragt zeitgleich ihre Sehgewohnheiten. Durch die Abwesenheit der Menschen eröffnet sich ein Raum für Interpretation und Transformation. Auch die Farbgebung und die einzelnen Nuancen spielen im Bild eine wichtige Rolle im Entstehungsprozess. Bis zu einem Jahr dauert es, bis die analogen Abzüge gescannt und final gedruckt werden. Das sehr kleine Format von 15 x 15 cm erfordert dabei physische Nähe und initiiert– anders als bei großen Formaten – so eine intime Begegnung mit dem Betrachter, die ein genaues Sehen und Erfassen der Details mit sich bringt.
Eine weitere zentrale Arbeit ist die raumfüllende multimediale Rauminstallation. Inmitten einer Formation aus kleinen Marmorsteinen fügen sich verschiedene Objekte und von unten beleuchtete, liegende Fotografien zu einer Insellandschaft im Raum zusammen. Videoprojektionen von Wasseroberflächen auf den angrenzenden Wänden erweitern die Installation in den Raum. Eine zusätzliche Verbindung von Stadt- und Naturraum schaffen verschiedene Audiofragmente, die Julia Smirnova, ähnlich wie ihre Fotografien, auf ihren Reisen sammelt: Schritte, Wassertropfen oder seltsame Geräusche. Es entsteht so ein umfassendes immersives Raumerlebnis, in dem der Raum perspektivisch erweitert wird und sich verschiedene Wahrnehmungsebenen ineinander verschieben.
In den aus Metalldraht gehäkelten Objekten verbindet Julia Smirnova traditionelle handwerkliche Techniken mit zeitgenössischen Materialien. Die finale Form der organischen, amorphen Formen entwickelt sich im kreativen Entstehungsprozess dadurch, dass Julia Smirnova das entstehende Werkstück ohne Druck erarbeitet. Jede neue Maschenreihe, das Häkeln in einer Linie, im Kreis oder das Umdrehen, lassen neue Knicke und Windungen entstehen, indem sich das Material seinen Weg sucht. Die Arbeiten sind inspiriert von der Idee, dass alles in der Welt aus Molekülen besteht, die sich Masche für Masche zu lebendigen, organischen Objekten formen.
Parallel zu den Drahtskulpturen entstehen Zeichnungen, die das Thema der Objekte in die Fläche des grafischen Bildraums übertragen. Sie erinnern an Mikroskopaufnahmen oder Zellformationen und sind spontane Kritzeleien und Formen, die sich aus den gleichen organischen Linien und Mustern entwickeln wie die Skulpturen. Auch hier bildet eine Masche, eine Kreisform den Startpunkt einer linearen Struktur, die sich spielerisch über das Papier entwickelt.
Der Titel „Between the Folded Horizons“ bezieht sich auf die Mythologie des Skíðblaðnir, eines magischen Schiffes, das sich zusammenfalten und entfalten kann – ein Sinnbild für Wandel, Bewegung und die Vielschichtigkeit von Raum. Julia Smirnova hinterfragt in ihrer Arbeit, was einen Ort in einer zunehmend gleichförmigen Welt einzigartig macht, und erforscht das fragile Gleichgewicht zwischen Erinnerung und Vergänglichkeit.
Anna Wondrak M.A., 2025
JULIA SMIRNOVA
1981 geboren in der Sowjetunion
1997 Umzug nach Deutschland
2003 – jetzt wohnt und arbeitet in München
Studium
2003-2007 Fachhochschule München, Fotodesign
2009 – 2015 Akademie der Bildenden Künste München, Studium der Malerei und Grafik in den Klassen Prof. Günther Förg und Prof. Jean-Marc Bustamante, Abschluß mit Diplom
2005-2007 Austausch mit mit Satyajit Ray Film & Television Institute, Kalkutta, IND
2010-2011 Austausch mit der École des Beaux-Arts de Paris, FR
Ehrenamtliche Arbeit
2021-jetzt Vorständin des Kunstvereins GEDOK München e.V.
2023-jetzt Künstlersprecherin der Domagk Ateliers
PREISE & STIPENDIEN
2024 Maker Space Stipendium
2023 Atelierförderung der Landeshauptstadt München, DE
2022 Krumbacher Kunstpreis, DE
2020 Atelierförderung der Landeshauptstadt München, DE
2019 VII. Ellwanger Kunstpreis, DE
2019 13th Annual B&W Spider Awards, 2er Platz, US
2014 Young Portfolio Acquisitions, Kiyosato Museum of Photographic Arts, JP
2013 Förderpreis der Landeshauptstadt München, DE
2011 Musée de l’Elysée, production grant, CH
2011 LfA Kalender Preis, DE
SAMMLUNGEN
Sammlung Stadt Rosenheim
Kiyosato Museum of Photographic Arts (K’MoPA), JP
Frances Lehman Loeb Art Center, Poughkeepsie, New York, US
Bayerische Staatsgemäldesammlung / Pinakothek der Moderne, München
RESIDENZEN
2025 Künstlerhaus Edenkoben, Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, DE
2022 Le 108, Orléans, über Schafhof und Organsation La Miré, FR
2022 Villa Nelimarkka, Alajärvi, Museum Nelimarkka, FIN
2022 Salzamt Linz, Residenz des Landes Oberösterreich, Die Kunstsammlung, AT
Ausstellungen ( Auswahl )
2026 Lapua Art Gallery, Paukku, FIN
2025 Between the folded horizons, Galerie Artoxin, München, DE
Miniartextil 33, Villa Bernasconi, Cernobbio, IT
KUNST AKTUELL 2025, Städtische Galerie Rosenheim, DE
Ecke Galerie Augsburg, DE
Installation, Schaufenster #kreativmuenchen Kaufinger Str, München, DE
2024 WAS IT A CAR OR A CAT I SAW, Seidlvilla, München, DE
Jetzt now and forever, Empfangshalle, München, DE
Ein Zimmer für sich allein, StadtHausGalerie Sonthofen, DE
Blick Fang, Kunsthaus Kaufbeuren, DE
Miniartextil 33, „Art as Prayer“, Como, IT
Spiel Zeug, Städtischce Galerie Neustadt/Donau, DE
OJA Traunstein, Städtische Galerie Traunstein, DE
Über die Textile hinaus, Galerie FOE, München, DE
Schwarz-Weiß, Heimatmuseum Krumbach, DE
Embrace, Alte Wache, Traunstein, DE
Fleischlose Wesen, Akademie für politische Bildung, Tutzing, DE
Micro Art Gallery / PLATFORM Projekt, Neues Rathaus, Marienplatz, DE
Jahresgaben 2024, DomagkAteliers, halle50, München, DE
2023 Fragmentierte Welt | Fokus Europa IV, Künstlerhaus Schafhof, Freising, DE
Mäander, Halle50, DomagkAteliers, München, DE
Coexistence, GEDOK Gallery, München, DE
Kunst Aktuell, Städtische Galerie Rosenheim, DE
Changes, Politische Akademie Tutzing, DE
KULT Kunst, Heimatmuseum Krumbach, DE
White, transparent, crystalline, Städtische Galerie Traunstein, DE
Saison Start, DomagkAteliers, München, DE
Mehr Theater, Schlosspavillion Ismaning, DE
30. Aichacher Kunstpreis, DE
Wunderkammer, DomagkAteliers, München, DE
Elemente Radikale, Kunstverein Bad Wörishofen. DE
Jahresausstellung, Kunstverein Landshut, Große Rathausgalerie, DE
Leise, DomagkAteliers, München, DE
2022 Retour Amont, Le Bol, Le 108, Orléans, FR
Hintergründe, Schloss Wertingen, DE
Miniartextil, Mairie de Marcq-en-Baroeul, FR
Kleine Formate, Kunstverein Rosenheim, DE
JULIA SMIRNOVA
1981 geboren in der Sowjetunion
1997 Umzug nach Deutschland
2003 – jetzt wohnt und arbeitet in München
Studium
2003-2007 Fachhochschule München, Fotodesign
2009 – 2015 Akademie der Bildenden Künste München, Studium der Malerei und Grafik in den Klassen Prof. Günther Förg und Prof. Jean-Marc Bustamante, Abschluß mit Diplom